Priviet Russland!

Seit rund einer Woche rollt Mushi nun auf russischem Boden!

Nach den 4 Stunden an der lettisch-russischen Grenze in Terehova inkl. Pass- und Zollkontrolle ohne Englisch sprechende Grenzbeamte und einer ersten netten Bekanntschaft mit einem Kasachen, der seit 20 Jahren in München lebt und nun mit Sohn, Hund und zu viel Frischfleisch nach Russland zu seiner Familie einreiste,  liegt das größte Land der Welt vor uns. Unser Ziel: Baikalsee – mindestens 6500 km Strecke haben wir nun vor uns!

Die Vorbereitungen für diese Reise begann bereits vor einigen Monaten, als wir unser Visum mithilfe einer deutschen Agentur beantragt haben. Nach mehreren Wochen des Wartens kam unser Visum in kyrillischer Schrift dann endlich vom russischen Konsulat bei uns an und wir waren startklar für dieses uns so unbekannte Land, von dem wir längst nicht alles wissen konnten.

Nachdem wir in unserer ersten Nacht ein ordentliches Gewitter erlebt und uns den Schlafplatz im Bus mit unzähligen Mücken geteilt haben, stoppen wir am nächsten Tag in einer Kleinstadt. Auf dem Plan steht: Geldautomat suchen und Rubel abheben, die örtliche Migrationsbehörde finden und registrieren lassen (bei einem Aufenthalt von mehr als 7 Tagen ist dies Pflicht), sowie eine russische SIM Karte mit Internetzugang besorgen.

Schnell merken wir, dass wir hier die englische Kommunikation vergessen konnten. Obwohl wir versuchen unsere Chance zu erhöhen, indem wir größtenteils junge Leute ansprechen, verneint jeder unser „Wy gawariti pa-angliyski?/ Sprechen Sie Englisch?“. Also dann Taktik ändern: raus mit unserem kleinen, gelben Wörterbuch und dazu fortan mit Händen und Füßen kommunzieren. 

Knapp eine Stunde später haben wir fast alles geschafft. Zur Freude unserer knurrigen Mägen investieren wir unsere ersten Rubel in leckeres russisches Gebäck mit Kirschmarmelade von einer kleinen Backwarenbude… ein echtes Ratespiel, wenn man nicht versteht, mit was so ein Teigkrapfen gefüllt ist – vor allem, wenn man vegetarisch unterwegs ist.  Nur mit unserer Registrierung kommen wir weder bei der Migrationsbehörde noch beim Postamt weiter, diese müssen wir auf die nächst größere Stadt verschieben. Aber eins war uns schon nach wenigen Stunden klar: alle Russen, die wir trafen, waren sehr hilfsbereit und zum Quatschen aufgelegen – doch leider konnten wir die herzliche Gesprächigkeit kaum erwidern.

Weiter ging’s ostwärts. Für schlappe 60 Cent den Liter Diesel tanken wir. So macht Tanken doch fast schon Spaß! Kurz vor Moskau lernen wir an einer Tankstellen-Pause den iranischen Filmemacher Human David kennen, der seit Jahren von den Niederlanden aus arbeitet und die Welt mit seinem Kameramann bereist. Gerade plant er mit der Transibirischen Eisenbahn von Moskau bis nach Vladiwostok zu fahren. Gute Reise, Human! Wer weiß, vielleicht treffen wir uns ja nochmal wieder?

Schon so viel haben wir von dem Verkehr rund um die Millionenstadt gehört, deswegen planten wir das Zentrum großflächig zu umfahren, um bloß nicht in den stockenden Feierabendstau zu geraten. Pustekuchen! Natürlich finden wir uns nach wenigen Kilometern inmitten des Moskauer Stadtrings wieder und stehen gute 4 Stunden im Verkehrschaos…hervorragend! Eine gute Probe für Mushis Kühlsystem ist es allemal gewesen, den Test hat sie mit Bravour bestanden.

Auf ländlichen Straßen fahren wir vorbei an parkenden Ladas, aus denen alte Omas Äpfel, Kartoffeln und Beeren aus Plastikeimern verkaufen. Auch Tierfelle und kitschige Gartendeko konnte man hier für den ein oder anderen Rubel erwerben. Die Landschaft verändert sich und wird hügeliger. Die Gegend hat Ähnlichkeit mit dem nördlichen Skandinavien, nur dass es weniger felsig und definitiv riesiger ist. Und die Baukunst ist hier natürlich eine andere, aber ebenso schön! Leider sind die meisten verschnörkelten Holzhäuser kurz vor dem Verfall oder aber schon dahingeschieden…

Abends finden wir am Wegesrand schöne Übernachtungsplätze mit hunderten von Moskitos inklusive…gar nicht so leicht mit diesen riesen Viechern klarzukommen.

Fast an jeder dritten Kreuzung stehen Polizeibeamte, die mit ihren viel zu groß wirkenden Mützen LKW’s und Personenwagen aus dem Verkehr ziehen.  Nach ein paar Tagen wird auch bei uns die Kelle rausgehalten. Also: Ausweis und Führerschein zücken und bloß entspannt bleiben. Nur ein kurzer Blick in die Dokumente genügte und uns wird auf Russisch eine freundliche Weiterfahrt gewünscht. спасибо, das war problemlos!

In Perm gönnen wir uns für eine Nacht ein schönes Guesthouse-Zimmer und somit eine ausgiebige Dusche. Danach ging’s durch die heute sehr moderne Stadt, die in Zeiten des Zweiten Weltkrieges als Kriegsgefangenenlager für deutsche Kriegsgefangene galt. Davon ist zwischen den Graffitis und modernen jungen Russen nicht mehr wirklich viel zu spüren.

Zu unserem Glück hilft unsere Gastgeberin Olga dann auch noch mit dem Ausfüllen der Registrierungspapiere – ein rundum Sorglospaket also!

In Perm schreiben wir unsere ersten Postkarten in die Heimat!

Trotz der abwechslungsreichen Straßenverhältnisse meistert Mushi die zum Teil katastrophalen Straßen und wird ab und an mit einer ordentlich geteerten Straße belohnt. Als ein alter Ural-Truck neben uns ordentlich Steine aufwirbelt, von denen einer seinen Weg auf unsere Frontscheibe findet, steuern wir die nächstgrößere Stadt an: Ekaterinburg. Über Instagram hatten wir Kontakt zu einem interessierten Delica-Liebhaber aus Tyumen, der uns bei der Beschaffung einer neuen Windschutzscheibe weiterhalf. Dank toller und schneller Hilfe gab´s in einem Hinterhof eine neue Scheibe, sogar mit Sonnenprotektor, für 60 € all inclusive.

Als nächstes steuern wir die Stadt Tyumen an. Dort wurden wir eingeladen bei Roman und seiner Familie vorbeizuschauen – wir sind gespannt, was uns erwartet…

Blick auf das Belogorski-Kloster Nähe Perm

Ein Kommentar bei „Priviet Russland!“

  1. ihr Lieben, die Fotos und Reisebeschreibungen machen Lust auf mehr und lust auf Russland!
    liebste Grüße aus Flensburg

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